About annoying questions and 3 centimeters: Pipleica in the interview

Herr Piplica, zum 20. Mal jährt sich nunIhr Eigentor gegen Gladbach, als eine Bogenlampe von Marcel Witeczek an Ihren Hinterkopf und dann ins Tor prallte. Wie sehr nerven Sie Nachfragen zu diesem kuriosen Eigentor?

****Klar nerven sie mich. Es gibt Interviews, in denen ist es kein Thema, aber dann kommen immer wieder Nachfragen. Entweder sind einige dumm oder sie haben keine anderen Fragen, sie kommen immer wieder auf das Tor. Wenn es zum Beispiel um das Thema Nachwuchsarbeit geht oder die erste Mannschaft, dann kommt immer wieder die Frage: Wie war es denn damals mit dem Eigentor? Das passt nicht zusammen und nervt mich. Deswegen ist so ein Jubiläum natürlich nichts, was mich freut. Aber mit diesem Fehler muss ich leben.

Also haben Sie sich damit abgefunden, dass die Fragen kommen.

****Ich habe damit an sich kein Problem. Ich habe nur ein Problem, wenn sie oft kommen. Ich habe diese Szene 1000-mal erklärt und habe keinen Bock mehr, es immer wieder zu tun. Ich kann ja nur immer wieder dasselbe sagen, wie ich die Situation erlebt habe. Wenn dann immer wieder Nachfragen kommen, wird es irgendwann in Summe zu viel.

Am Boden zerstört: Tomislav Piplica nach seinem Eigentor gegen Gladbach. imago images

Für die eigene Popularität war es aber ganz gut, oder?

****Was heißt gut? Ich finde, ich habe sportlich viel mehr erreicht als dieses eine negative Erlebnis. Vielleicht steht mein Name öfter in der Zeitung oder wird im Fernsehen erwähnt. Ich denke, ich war schon vor dem Eigentor bekannt genug. Ich habe auch schon vor dieser Szene einiges geleistet, habe mit Cottbus Geschichte geschrieben.

Legen wir das Thema mal zur Seite und blicken auf Ihre Karriere. Wie kam es dazu, dass Sie ins Tor gegangen sind?

****Zu Beginn war ich zwei Jahre Feldspieler. Dann gab es ein Training, in dem ein Torwart gefehlt hat und wir für das Spiel Elf gegen Elf zwei Keeper gebraucht haben. Mein Coach hat mich ins Tor gestellt, genau in diesem Training hat der Torwarttrainer der ersten Mannschaft zugeschaut. Ich war so gut, dass er mich für den kommenden Tag gleich zum Training der Ersten eingeladen hat. Es war ein Zufall, der sich rückblickend als Glücksfall herausstellte.

Mit der jugoslawischen U-20-Nationalmannschaft wurden Sie 1987 als damals 18-Jähriger Weltmeister in Chile, allerdings ohne Einsatz. Mannschaftskollegen waren unter anderem die späteren Stars Davor Suker, Robert Prosinecki, Zvonimir Boban und Predrag Mijatovic. Die beste Mannschaft, in der Sie je gespielt haben?

****I guess so. Schade, dass ein paar Jahre später Krieg im ehemaligen Jugoslawien war,das hat unseren guten Jahrgang ein bisschen kaputtgemacht. Wir hatten damals einen herausragenden Jahrgang mit 20 Top-Spielern. Es war kein Zufall, dass wir uns damals in Chile gegen die großen Nationen durchgesetzt haben. Viele Spieler haben später auch auf Champions-League-Niveau gespielt.

Spielersteckbrief Tomislav Piplica

Der Trainer hat zu uns gesagt, ihr werdet nominiert, wenn ihr euch die Haare schneidet. Und so habe ich kein Spiel für Kroatien gemacht.

Tomislav Piplica

Sie hatten neun Einsätze für die Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina. Auch für Kroatien wollten Sie spielen, oder?

****Ja, ich war auch im erweiterten Kader dabei, zusammen mit zwei Feldspielern. Wir alle drei hatten lange Haare. Der damalige Trainer Miroslav Blazevic hat zu uns gesagt, ihr werdet nominiert, wenn ihr euch die Haare schneidet. Direkt nach der Aussage habe ich gesagt: Wenn mich der Trainer braucht, muss er mich so holen, wie ich bin. Und so habe ich kein Spiel für Kroatien gemacht. Die beiden anderen Feldspieler haben sich im Übrigen die Haare geschnitten.

Blicken wir mal auf Ihre Vereinslaufbahn. 1998 ging es vom kroatischen Verein Segesta Sisak nach Deutschland zu Energie Cottbus. How did that happen?

****Die kroatische Liga wurde damals von 16 auf zwölf Mannschaften verkleinert. Wir hatten in diesem Jahr finanzielle Probleme und sind abgestiegen, somit war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Damals war ein Berater auf der Tribüne, der mir anbot, nach Deutschland zu wechseln. Er meldete sich dann vier Tage später wieder und fuhr mit mir nach Österreich, wo Cottbus gerade im Trainingslager zur Vorbereitung war. Ich sollte dort drei Tage Probetraining machen.Coach Eduard Geyer hatte mich schon mal in der kroatischen Liga gesehen, wollte mich dann persönlich kennenlernen.

In der Zeitung stand, dass ich 1,85 Meter groß bin. Ich war aber nur 1,82 Meter groß. Da war der Coach sauer.

Tomislav Piplica

Aber da gab es Probleme.

****I agree. Ede hat gesagt, dass ich zu klein bin. In der Zeitung, aus der er die Informationen über mich hatte, stand, dass ich 1,85 Meter groß bin. Ich war aber nur 1,82 Meter groß. Da war der Coach sauer. Ich sagte, er müsse mich erstmal im Training sehen und dann wird er merken, ob ich zu klein bin oder nicht. Er hat dann gleich gesehen, dass ich bei Flanken oder Standards im Rauskommen sehr stark war. Dann haben die drei Zentimeter auch nicht mehr gestört (lacht).

In Deutschland war Cottbus im Profibereich Ihr einziger Verein. Es hat also auf Anhieb alles gepasst, oder?

****Wir haben in diesem Jahr viele neue Spieler bekommen, mussten uns erstmal finden. Das hat uns auch zusammengeschweißt. Im ersten Jahr lief es nicht so gut,wir wären fast aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Ein Jahr später sind wir mit fast dem selben Kader in die Bundesliga aufgestiegen. Es ist immer wichtig, dass die Mannschaft auf, aber auch neben dem Platz funktioniert. Das war in Cottbus der Fall, wir waren ein eingeschworener Haufen, was wohl unsere größte Stärke war.

Publikumsliebling: Die Fans in Cottbus lassen Tomislav Piplica hochleben. imago images

In Cottbus wurden Sie schnell zum Publikumsliebling. Wie würden Sie Ihre Beziehung zu den Fans beschreiben?

****Es haben alle gesehen, dass ich immer Gas gegeben und alles für den Verein getan habe. Mir ist wichtig, dass man attraktiv spielt und den Fans etwas anbietet. Ich bin einer, der vorwegmarschiert in guten und auch in schlechten Zeiten. Das haben die Fans, denke ich, auf dem Platz auch gesehen. Es ist immer wichtig, eine gute Beziehung zwischen Spielern, Verein und Publikum zu haben.

Sie waren ein Torwart, der anders war als die meisten anderen, viel Risiko gegangen ist und mitgespielt hat.

****Die Torhüter aus dem ehemaligen Jugoslawien wurden fußballerisch sehr gut ausgebildet, deswegen haben wir immer versucht mitzuspielen. Damals war es ein Risikofaktor, heute nennt man es modernes Torwartspiel. Wenn du einen guten Fußballer im Tor hast, hast du immer Überzahl und kannst es spielerisch von hinten aufbauen.

Bis 2009 waren Sie als aktiver Spieler in Cottbus, haben 260 Spiele für Energie (117-mal Bundesliga, 131-mal 2. Liga, zwölfmal im DFB-Pokal) gemacht und sind zweimal mit dem Verein aufgestiegen. Der Abschied lief aber anders als geplant, oder?

****Ja, so ist es manchmal und die Dinge kommen nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Es gab viel Stress im Verein, ein neuer Präsident, ein neuer Trainer und viele neue Spieler. Es hat sich einfach viel geändert - und ich habe dann nicht mehr so viel gespielt auch. Aber ich habe ja 2010 mein Abschiedsspiel bekommen und war auch nach der Karriere noch im Verein tätig.

Nach einigen Stationen als Torwart-, Interims- und Co-Trainer sind Sie 2020 als U-23-Trainer in Bayreuth gelandet. Wie kam es zu diesem Schritt?

****Ich kenne Timo Rost schon lange aus unseren Zeiten in Cottbus. Über ihn kam der Kontakt zustande - und wir hatten gute Gespräche mit den Bayreuther Verantwortlichen. Ich kam als U-23-Trainer und sportlicher Leiter für den Nachwuchsbereich. Mein Ziel war, die erste Mannschaft und den Nachwuchs enger zu verzahnen. Ich glaube, das ist mir mit der Unterstützung von ein paar anderen Leuten gut gelungen. Wir machen nun regelmäßig Talenttraining, in dem mit Timo auch der Trainer der ersten Mannschaft involviert ist.

Die Jungs und das Trainerteam harmonieren hervorragend. Ich erinnere mich noch an meine Zeit in Cottbus, es geht nur gemeinsam.

Tomislav Piplica

Ihre Rolle in Bayreuth hat sich nun etwas geändert. Was machen Sie genau?

****Ich bin nicht mehr Trainer der zweiten Mannschaft, sondern bin zur Ersten gerückt und koordiniere weiter im Nachwuchs das Talent- und Torwarttraining. Da steckt viel Arbeit hinter. Es ist auch wichtig, dass wir uns jetzt auf die erste Mannschaft konzentrieren und alle Kräfte bündeln für unser großes Ziel (den Aufstieg in die 3. Liga; Anm. d. Red. ). Ich mache beispielsweise individuelle Trainingseinheiten mit verletzten Spielern oder betreue die Gruppe an Spielern, die nicht im Kader sind. Dadurch hat Timo mit seinem Trainerteam etwas mehr Luft und sie können sich mehr auf das Spiel konzentrieren.

Zu guter Letzt: Bayreuth steht in der Regionalliga klar auf Platz 1. Ist der Aufstieg in die 3. Liga also nur noch Formsache?

****Es sind noch viele Punkte zu vergeben. Bis jetzt haben wir alles richtig gemacht. Die Jungs wissen, dass noch einiges zu tun ist und wir bis zum Ende konzentriert bleiben müssen. Wir haben eine super Stimmung in der Mannschaft, die Jungs und das Trainerteam harmonieren hervorragend. Ich erinnere mich noch an meine Zeit in Cottbus, es geht nur gemeinsam. Ich hoffe für den Endspurt jetzt auch, dass viele Zuschauer ins Stadion kommen und die Jungs unterstützen. Denn die Unterstützung von den Rängen pusht nochmal die letzten paar Prozent aus einem Spieler heraus.

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